Church Trap by Rebekah Waites, Burning Man 2013, Photography by John David Tupper
Theorieseminar, Hauptstudium + postgraduales Studium
Donnerstags 11.00 – 13.00 Uhr| Start 11.04.2024
Filzengraben 8 – 10, 0.2 [ ] ground zero
Magie und Technik sind zwei scheinbar gegensätzliche Konzepte, die jedoch auf vielfältige Weise miteinander verknüpft sind. Sowohl Magie als auch Technik haben einen genuin poietischen Charakter. Im Zentrum steht die Erreichung sehr weltlicher Ziele wie die Bereitstellung materieller Güter, Macht, Wohlstand, Fruchtbarkeit etc. Beiden geht es um Kontrolle und die Erweiterung der Wirkmächtigkeit menschlichen Handelns, aber dafür braucht es jeweils besondere Expertisen. Vor allem aber verbindet Magie und Technik die grundsätzliche Erklärungslücke zwischen den rituellen bzw. technischen Handlungen einerseits und den Wirkungen dieser Handlungen andererseits. Diese Kluft des Nicht-Verstehens und des Nicht-Erklären-Könnens werden wir insbesondere für eine Reihe technischer und algorithmischer Methoden genauer untersuchen. Dazu gehören: Machine Learning und Embedding-Verfahren der Künstlichen Intelligenz, das Emergenz-Phänomen bei Zellulären Automaten, genetische und evolutionäre Algorithmen sowie das Embodiment in der Robotik. Dass wir gegenwärtige Technik nicht mehr verstehen können, ist also nicht nur eine Frage unserer Bequemlichkeit oder der zu großen Vielfalt technischer Prinzipien, sondern ein ontologisch-epistemologisches Problem.
Die Verbindung von Magie und Technik wird im Rahmen des Seminars vor allem auch als Ausgangspunkt verwendet, um die gesellschaftlichen Auswirkungen technologischer Entwicklungen zu reflektieren. Dafür werden verschiedene „Ontologien“ wie Animismus, Naturalismus, Totemismus und Analogismus (nach Descola) gegenübergestellt.